Großartige Resonanz zur Ausstellungseröffnung
„Zwischen Erfolg und Verfolgung – Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach“ – Ausstellung im Forum Velbert ist eröffnet
„Wer hätte gedacht, dass es möglich wäre, die Ausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung“ während des „historischen Sportsommers“ in das beschauliche Velbert zu holen?
Gisbert Punsmann, Initiator des Velberter Bündnisses „Aktiv gegen Antisemitismus“, ist begeistert, dass es geklappt hat. Diese Ausstellung zeige jüdische Stars im deutschen Sport zwischen 1933 und danach, führt er ein. Velberts Bürgermeister Dirk Lukrafka freut sich ebenso, dass die Ausstellung in der „guten Stube Velberts“, dem neugestalteten Forum, Station gemacht hat. Dr. Henry Wahlig, Leiter des Kultur- und Veranstaltungsprogramms des Deutschen Fußballmuseums in Dortmund, ist extra nach Velbert gekommen, um die 43. Station dieser beeindruckenden Ausstellung mit zu eröffnen.
Aber schön der Reihe nach.
Etwa 60 Gäste sind an diesem Dienstagabend, Anfang Juli, zur Eröffnung der Ausstellung in den Saal Corby in das Velberter Forum gekommen. Gisbert Punsmann, hauptberuflich als Pastoralreferent in der Katholischen Kirchegemeinde St. Michael und Paulus tätig, hatte die Ausstellung vor einigen Jahren in Dorsten persönlich zu Gesicht bekommen und war überzeugt: „Die brauchen wir unbedingt in Velbert!“ Er hatte den Impuls in das Kernteam des Velberter Bündnisses „Aktiv gegen Antisemitismus“ gegeben, zu dem neben Helena Latz, ehem. Integrationsbeauftragte der Stadt Velbert (jetzt in der Aufgabe der Seniorenbeauftragten) und Frank Uphoff, Pastor in der Christus Gemeinde Velbert, gehört.
In sorgfältiger Kleinarbeit hatte das Kernteam die Ausstellung vorbereitet. Dazu war es notwendig, Partner und Förderer zu finden, um die Ausstellung in Velbert zu realisieren.
Zur Begrüßung der Gäste zeigt Punsmann auf, wie wichtig es ist, das Thema „Antisemitismus“ ständig präsent zu halten. Dabei geht er auch auf vergangene Veranstaltungen des Bündnisses ein, wie beispielsweise die Ausstellung 2023 „Du Jude“ oder den Gedenkgang zum 9.November 2023, der auf große Resonanz und Beteiligung gestoßen war.
Anhand eigener Erfahrung betont und sensibilisiert er, bei zunehmenden antisemitischen Vorfällen in unserem Land (wobei er besonders die Vorfälle in den Universitäten herausstreicht), nicht das Herz gegenüber bestimmten Mitbürgern zu verschließen, sondern den Dialog über die anstehenden Themen zu suchen.
„Dazu soll diese Ausstellung wiederum beitragen“, bringt er es auf den Punkt.
Bürgermeister Dirk Lukrafka betont, dass es für Velbert eine große Ehre sei, die Ausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung“ hier zu haben – gerade zu dieser Zeit, wo die Fußball-EM in vollen Zügen laufe und die Olympischen Spiele vor der Tür stehen würden. „Wir können die Vergangenheit nicht ändern. Es liegt aber an uns, sie im Blick zu behalten und sich bewusst über die Verantwortung für die gemeinsame Zukunft zu sein – eine Zukunft, in der jeder Mensch SEIN darf und sich mit seinen Fähigkeiten in die Gesellschaft einbringen kann; eine Zukunft, die verbindet und nicht trennt“, so der Bürgermeister weiter.
Dr. Henry Wahlig, der die Ausstellung gemeinsam mit anderen Kollegen konzipiert hat, geht auf die Motivation der Macher der ein. „Wenn die Menschen nicht ins Museum kommen, muss das Museum zu den Menschen kommen“, so der promovierte Sporthistoriker. Es gehe darum, die Vergangenheit nicht zu vergessen, Konsequenzen daraus zu ziehen und heute warnend die Stimme zu erheben, damit „Nie wieder ist jetzt“ nicht nur eine leere Worthülse sei. „Fast jeder deutsche Sportverein hat mit antisemitischen Vorfällen in seiner Vergangenheit zu tun“, konstatiert er. Damals haben die Vereine schon angefangen jüdische Mitglieder auszuschließen, bevor dies noch von Seiten des NS-Regimes gefordert gewesen sei.
Und so skizziert er detailreich und lebendig unter großer Anteilnahme der Eröffnungsbesucher, wie die gezeigten Sportler auf der einen Seite Erfolg gehabt hätten, auf der anderen Seite im NS-Staat als Jüdinnen und Juden ausgegrenzt, entrechtet zur Flucht gedrängt und ermordet wurden – und von den Nazis zu Propagandazwecken missbraucht worden seien.
Auf zwei Ebenen des Forums sind 15 großformatige skulpturale Präsentationen ausgestellt, die den bedeutenden Anteil jüdischer Athletinnen und Athleten an der Entwicklung des modernen deutschen Sports in Deutschland gehabt haben.
Helena Latz führt die Besucher in die Velberter Sportgeschichte ein. Sie nennt vier Namen, die aus der Velberter Sportgeschichte stammen. „Bitte merken Sie sich die Namen dieser Menschen, die in Velbert ausgegrenzt und misshandelt wurden.“ Mit Hilfe des Historikers Wilfried Schmidt sei es gelungen, zwei zusätzliche Tafeln mit Material der Velberter Sportgeschichte zu erstellen. Sie lädt die Besucher zu Führungen durch die Ausstellung ein, die während des Monats Juli bei ihr gebucht werden könnten. „Es gibt aber nur noch wenige freie Termine“, mahnt sie zur Eile.
Gisbert Punsmann dankt allen Förderern und Kooperationspartnern, die die Ausstellung in Velbert ermöglicht haben. Besonders erwähnt er das Kreisintegrationszentrum des Kreises Mettmann, das im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben“ die Realisierung der Ausstellung und des Rahmenprogramms im Wesentlichen gefördert hat.
Zum Abschluss des Eröffnungsabends begleiten zahlreiche Besucher Dr. Wahlig auf seinem Weg durch die Ausstellung. Seine detailreichen und tiefsinnigen Ausführungen zu den einzelnen Exponaten halten die Besucher lange in Bann, so dass sich der Abend im Forum noch lange hinzieht.
Man darf der Ausstellung in Velbert große Resonanz und Interesse wünschen.
Frank Uphoff
Fotoalbum vom Eröffnungsabend
Alle Fotos: Frank Uphoff (c) by Velberter Bündnis Aktiv gegen Antisemitismus
Zur Ausstellung
Es werden Austauschmöglichkeiten für verschiedene Zielgruppen (Jugendliche, Sportbegeisterte, Senioren u.a.) angeboten. Dabei geht es insbesondere darum, die Biographien ausgestellter Sportlerpersönlichkeiten als Ankerpunkte zu nehmen, um Antisemitismus, seine Entwicklung und Folgen für unsere demokratische Gesellschaft zu thematisieren sowie die Teilnehmenden zu sensibilisieren und zu stärken, dem Phänomen wachsam zu begegnen. Bei Interesse begleiten Mitglieder des Velberter Bündnisses „Aktiv gegen Antisemitismus“ Kleingruppen durch die Ausstellung und bieten anschließend ein Dialogangebot an.
Rückfragen beantwortet Helena Latz (Telefon: 0170/5842449 oder E-Mail: helena.latz@velbert.de), Mitglied des Velberter Bündnisses „Aktiv gegen Antisemitismus“.
Umsetzung
Bundesweit gefördert wird die Wanderausstellung durch die DFB-Kulturstiftung, den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM). In Velbert wird sie vom Kreisintegrationszentrum Mettmann im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie von mehreren lokalen Akteuren unterstützt. Dazu gehören neben dem Foyerprogramm im Forum Velbert und der dort durch die Sozialpsychiatrische Gesellschaft Niederberg betriebenen Cafeteria auch die katholische Kirchengemeinde St. Michael und Paulus Velbert, die Stiftung Leuchtturm sowie die Stadt Velbert.